SOG. EHRENTEMPEL ALBRECHT DÜRERS

Lucas Kilian 
Kupferstich 
Vor 1637 

Das auffallend große Blatt Kilians nimmt eine Sonderstellung in den frühneuzeitlichen Darstellungen Dürers ein. Es geht nicht in erster Linie um eine Wiedergabe der Physis des Künstlers, vielmehr wird eine Aussage über diesen Künstler gemacht, der als genialer Wissenschaftler Mathematik, Geometrie und Arithmetik, also die handwerklichen Grundlagen eines Architekten und Malers, beherrscht. Das entsprach den bereits im frühen 16. Jahrhundert etablierten Vorstellungen über den historischen Dürer. Der Stecher wählte eine durchaus unübliche Form. Eine nach den Regeln der Perspektive angelegte, bildbeherrschende Tor-architektur gibt den Blick frei in einen gewölbten Raum. Rechts und links neben einem zentral positionierten Tisch erscheint Dürer jeweils in ganzer Figur, entsprechend den Selbstporträts aus dem Helleraltar von 1509 und dem Landauer Altar von 1511. 

Die Zeilen auf dem Tuch oberhalb des Durchgangs sind als Epitaph Dürers zu lesen: Name, Geburts- und Todesdatum werden genannt. 

Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig, Kupferstichkabinett: LKilian WB 3.56